Donnerstag, 11. August 2022

Das Ende des Projekts Harmonie

Aufgrund der Erfahrungen anderer Aluminium-Bootsbesitzer haben wir uns frühzeitig entschieden, die Harmonie nach Frankreich zurück zu bringen und sie dort zu verkaufen. Trotzdem haben wir bereits Ende  Februar ein Inserat über einen spezialisierten französischen Broker aufgeschaltet. Innerhalb weniger Tage waren wir in Kontakt mit mehr als einem Duzend potenzieller Käufer. Einige wollten zwecks Besichtigung sogar nach Martinique fliegen. Aber zum gleichen Zeitpunkt kam der Lockdown und machte diese Pläne zunichte. Also vertrösteten wir die Interessenten auf unsere für Ende Mai geplante Ankunft in Port Napoleon. Aber durch den um Monate verzögerten Transport stand die Harmonie erst Mitte Juli, also mitten in der Saison für Besichtigungen in Frankreich bereit. Keiner der ursprünglich über 40 Interessenten wollte uns da noch besuchen, und wir rechneten bereits damit, dass die Yacht über den folgenden Winter an Land stehen würde und der Verkauf erst wieder im 2022 angegangen werden kann.

Aber kurz vor unserer Abreise von Port Napoleon, anfangs August unterschrieb ein Schweizer Paar nach der Besichtigung einen Vorvertrag. Ab jetzt war es nur noch eine Formsache und ein Durchlaufen aller notwendigen Prozesse wie Survey durch einen Experten, Sea Trial, löschen der Registrierung beim  Schifffahrtsamt, Ummeldung der MMSI und Rufzeichen etc. Dazu brauchte es uns vor Ort nicht mehr. Im Oktober war der Prozess abgeschlossen und die Harmonie in neuen guten Händen. 
Komplett abgeschlossen haben wir das Projekt Harmonie mit einem letzten Besuch im Mai 2022. Wir haben den neuen Besitzern die vielen Systeme auf der Harmonie noch einmal erklärt und so viel Erfahrung wie möglich in einem Tag weitergegeben. Wir wünschen dem Paar und der Harmonie alles Glück der Welt für die weitere Reise.   







Die lange Reise nach Europa in den Heimathafen Port Napoleon

Endlich war es soweit: wir haben den Termin bekommen!  Am 23. Juni 2021 wurde unsere Harmonie auf den Yacht Transporter Super Servant 4 verladen. Dieses Schiff mit dem sogenannten “float on, float off System“ wird so weit abgesenkt, dass die Boote wie in ein Dock hineinfahren können und dann von Tauchern auf vorbereiteten Stützen festgezurrt werden. Fotos und Videos vom Verlademanöver wurden uns zugesandt. Uff, wir waren erleichtert, zu wissen, dass die Harmonie nun nach Genua in Italien unterwegs ist. 
Kaum in der Schweiz angekommen, mussten wir bereits wieder ins Flugzeug Richtung Teneriffa einsteigen. Denn am 19. Mai war die Schlüsselübergabe von unserem Haus. Die ehemaligen Besitzer haben wir noch verabschiedet. Sie ziehen nun aufs spanische Festland. Die zwei Nächte bis zur Übergabe durften wir bei unseren Schweizer Freunden in Puerto de la Cruz übernachten. Aber dann wurden gleichentags alle Betten und Salonmöbel geliefert. Bis zum Abholtermin der Harmonie hatten wir nun ein paar Wochen Zeit, das Notwendigste für das Haus einzukaufen. Wir mussten ja wieder komplett von vorne anfangen mit einrichten.
Am 6. Juli flogen wir dann via Madrid nach Mailand und dann ging's mit dem Zug nach Genua. Die genaue Ankunftszeit vom Frachter war noch nicht bekannt, somit hatten wir etwas Zeit, um Genua zu erkunden. Dann zwei Tage später wurde der Ankunftstermin bekanntgegeben. Es sollte Sonntag, der 11. Juli sein. Am Samstag morgen erfuhren wir dann aber, dass das vorgesehene Dock in Genua besetzt sei und deshalb der Ablad in Savona stattfinden würde. Wir müssten um 06.00 Uhr am Quai sein. Toll, wir sind ja flexibel. Schnell haben wir eine Unterkunft in der Nähe vom Quai in Savona gebucht und sind mit dem Zug nach Savona gefahren. Am 11. Juli um 06.00 Uhr durften wir die Harmonie endlich dort abholen. Wir waren erstaunt, dass die Harmonie wider Erwarten nicht so schmutzig war. Das Grosssegel im Lazybag haben die Leute in Martinique mit Folie eingepackt. Die Vorsegel hatten wir in Le Marin schon abmontiert. Wir mussten uns noch gedulden, bis die Taucher die Stützen unter dem Rumpf entfernt hatten, dann durften wir den Motor starten. Alles funktionierte. Nach ein paar Minuten bekamen wir bereits das Ok, um rückwärts aus dem Ladebereich rauszufahren. Aber eine grössere Motoryacht hinter uns konnte ihre Motoren nicht starten und musste zuerst abgeschleppt werden. Das ging aber alles sehr speditiv. Danach konnten wir ohne Mühe aus dem Frachter hinausfahren und uns direkt auf den Weg nach Loano machen. Wir hatten dort in der Marina einen Platz reserviert, um die Harmonie bereit zu machen. Hier in Loano haben wir dann die Yacht gesäubert, die Vorsegel montiert, aufmunitioniert mit Lebensmitteln und Getränken und nach zwei Tagen unsere letzte Reise mit der Harmonie begonnen. Die erste Nacht haben wir in einer Bucht bei Nizza vor Anker verbracht. Danach sind wir weiter entlang der Côte d´Azur bis in die grosse Bucht von St. Tropez. Vor Port Crimaud ankerten wir ein weiteres Mal. Zur selben Zeit waren die Festspiele von Cannes. Daher war es auch schwierig, irgendwo einen vernünftigen Ankerplatz zu finden. Vor St.Tropez haben viele Mega-Yachten geankert. Die grösste Yacht vor Ort war das Segelschiff A des russischen Milliardärs Andrei Melnitschenko. Mit einer Länge von knapp 143 Metern ist sie aktuell die grösste Segelyacht der Welt. Wir hatten dieses Schiff auch schon in St. Martin gesichtet. Hier mussten wir ein paar Tagen abwarten, weil wir ab Hyères in 40kn Mistral reingeraten wären. Aber am Sonntag beruhigte sich die Lage und wir konnten über Nacht die letzte Etappe nach Port Napoleon angehen. Montag frühmorgens haben wir in Port de Bouc im Golf de Fos noch einmal den Dieseltank gefüllt. Dann endlich folgte die lange und letzte Einfahrt durch den Kanal zur Marina Port Napoleon.
Kaum in der Marina angekommen, begrüssten uns Uelis Tochter mit Freundin. Sie waren mit unserem vollbepackten Auto von der Schweiz hierher gefahren. Im Auto waren noch die letzten Sachen aus der Schweiz, die wir nach Teneriffa mitnehmen wollten. Es war eine grosse Erleichterung für uns, die Harmonie ohne jeglichen Schaden und in bestem Zustand in den Heimathafen zurück gebracht zu haben. Gut fünf Jahre sind wir unterwegs gewesen. 

Nach Abreise der Girls, welche mit dem TGV zurück in die Schweiz gereist sind, haben wir uns dann auf das Packen der persönlichen Sachen, Kleider usw. konzentriert. Alles andere, was man so auf dem Schiff benötigt, liessen wir für die nächsten Eigner zurück. 
20 Zügelschachteln, verteilt auf zwei Paletten wurden mit dem Camion abgeholt und nach Teneriffa verfrachtet.

























Zurück in die Karibik Januar 2021

Nachdem wir die Festtage mit unserer Familie und Freunden verbracht hatten, verabschiedeten wir uns am 5. Januar 2021 von all unseren Lieben und sind nach Paris geflogen. Dort mussten wir noch zwei Mal übernachten, bevor wir den Weiterflug nach Martinique antreten konnten.  Für den Flug nach Martinique benötigten wir einen Anti-Gen Test. Diesen konnten wir mit Voranmeldung am Flughafen in Orly kostenlos machen lassen. Am 7. Januar 2021 verliessen wir das kalte und nasse Paris. Am Flughafen in Fort-de France auf Martinique wurden wir schon von unserem mittlerweile guten Freund Simon von der Autovermietung mit unserem Mietwagen erwartet. Im Abendstau sind wir zu unserem Airbnb gefahren, das ganz in der Nähe der Marina war. Am nächsten Tag sind wir sofort in die Werft Carenantilles gefahren zur Harmonie. Sieben Monate stand unser Schiff auf dem Trockenen und wir waren sehr gespannt, wie es der Harmonie ergangen ist. Das Schiff war in sehr gutem Zustand. Keine Feuchtigkeit im Cockpit und das Deck war auch nicht sehr schmutzig. Nach kurzem Anschleifen wurde das Unterwasser noch neu mit Antifouling Farbe gestrichen. Ein fälliger Motorenservice wurde in dieser Zeit auch noch erledigt.

Nach dem Einwassern sind wir in die Bucht von Sainte Anne gefahren. Hier am Anker haben wir die Vorsegel wieder montiert. Da wir allerdings immer sehr lebhaften Wind hatten, war die Montage nur am frühen Morgen ab 05.00 Uhr bei wenig Wind möglich. Das Grosssegel hatten wir bereits in der Marina montiert. Wir mussten noch beim Rigger vorbei, um die Vorstage neu zu trimmen. Danach sind wir wieder zurück zur Ankerbucht. Unterdessen sind befreundete Schweizer von Grenada in Martinique eingetroffen: Beat mit dem Segelschiff “Anita“ und Claude und Theres von der “Swiss Lady“.  Zusammen haben wir uns ein Mietauto für einen Monat gemietet und jeder konnte es benutzen für Einkäufe oder Ausflüge an Land. Doch im März stufte die Préfecture Martinique als Corona-Hochinzidenzgebiet ein. Zuerst folgte eine Ausgangssperre vom 22.00 bis 05.00 Uhr und später befanden wir uns dann in einem Lockdown. Bewegungen weiter als 10 Kilometer vom eigenen Schiff (oder Wohnort) aus, waren nur mit triftigen Grund gestattet. In öffentlichen Gebäuden musste eine Maske getragen werden. Nur Geschäfte, die lebensnotwendige Waren anbieten, durften offen bleiben. Alles andere wie Restaurants, Coiffeure etc. sowie die Strände waren geschlossen. Flüge von Paris nach Martinique und Guadeloupe für Touristen waren nicht mehr möglich. Ohne Sonderbewilligung konnte man nicht mehr reisen.

Hierzu muss ich noch erwähnen, dass wir ja im Oktober 2020 ein Haus auf Teneriffa gekauft haben. Ueli hatte auch den Rücktransport der Harmonie von Martinique nach Europa (Genua) im Mai organisiert, wie auch die ganzen Verkaufsunterlagen für unser Schiff vorbereitet. Unser Rückflug in die Schweiz am 6. Mai war bereits gebucht.

Da wir uns ja jetzt nicht mehr gross bewegen durften, also nicht mehr nach Guadeloupe etc. segeln konnten, wollten wir aber auch nicht mehr unbedingt in die verschiedenen Ankerbuchten um Martinique herum segeln. Mittlerweile kannten wir die Ankerplätze fast auswendig und an Land machte es auch keinen Spass so ohne Restaurantbesuche oder Sundownerbars. Der Ankerplatz in Sainte Anne war ok für uns und praktisch, um die Harmonie für den Rücktransport vorzubereiten. 

Geplant, und vertraglich auch so abgemacht, war der Schiffsverlad per Ende April/anfangs Mai vorgesehen. Aber  die Transportfirma hat uns gegen alle Abmachungen auf einen Mai-Transport gebucht, obschon auch Ende April ein Transport stattfand. Ein kurzfristiges Umbuchen war unmöglich. Also flogen wir am 6. Mai mit ungutem Gefühl weg, ohne ein verlässliches Verladedatum zu haben. Das zwang uns dazu, die Harmonie in der Marina stehen zu lassen und jemanden zu finden, der unsere Yacht dann zum Cargoschiff bringen wird. Auch das Marina-Office war nicht gerade glücklich, keine verbindlichen Daten zu haben.