Mittwoch, 3. August 2016

30. Juli 2016

Am 7. August werden wir in Palma de Mallorca meine jüngere Tochter Nici an Bord nehmen. Sie wird eine Woche Ferien mit uns verbringen. Deshalb haben wir uns entschlossen, Sardinien nicht zu umrunden. Wir kennen Sardinien von mehreren Motorradtouren ja bereits relativ gut. Deshalb fiel uns dieser Entscheid nicht wirklich schwer. Denn in unseren Wetteranalysen haben wir kein vernünftiges Fenster gesehen, dass uns erlaubt hätte, vom Süden Sardiniens nach Menorca zu segeln. Aber vom Norden aus sah es halbwegs vernünftig aus bei einer Abfahrt am Sonntag Nachmittag. Neue Analysen am Samstag morgen führten dann dazu, dass wir die Abfahrt vorzogen. Kurz nach Mittag legten wir ab und starteten zu unser bisher längsten Überfahrt - etwas mehr als 250 Seemeilen lagen vor uns. Wir rechneten mit etwas über 40 Stunden. Dies auch aufgrund der Tatsache, dass wir zuerst wieder gegen Wind und Strom westwärts aus der Strasse von Bonifacio motoren mussten. Nach dem Passieren von Punto Scorno ganz im Nordwesten von Sardinien so um 22 Uhr erwarteten wir eigentlich Südwind. Aber wir mussten dann noch bis etwa 05 Uhr in der Früh motoren, bis wir endlich Segel setzen konnten. Gemäss Plan hätte der Wind dann im Laufe des Nachmittags von Süd auf Nord drehen sollen. Das tat er dann auch, aber nur sehr zögerlich. Daher waren wir wieder einmal über Stunden gerefft und hart am Wind in einer unbequemen Lage, aber ziemlich schnell unterwegs. Vor dem Eindunkeln haben wir die Segel dann noch etwas mehr reduziert, weil der Wind auf regelmässig über 20 Knoten aufgefrischt hatte und dann auch wirklich langsam zum Nordwind wurde. Was wir Greenhorns in unser Planung  völlig ausser Acht gelassen hatten, waren die Wellen, die der Nordwind (Ausläufer vom Mistral) mit sich brachte. Gegen Mitternacht waren wir mit achterlichem Wind und nur dem Gross im 2. Reff mit fast 9 Knoten unterwegs. Zwischendurch krachten Wellen seitlich am Boot auf und deckten uns mit Salzwasser ein. Der Bug nahm immer wieder Wasser. Und der Autopilot musste das erste Mal richtig arbeiten. Ich weiss nicht, wie hoch die Wellen wirklich waren. Aber irgendwo zwischen 4 und 5 Metern sind es sicher gewesen. Die Harmonie wurde hin und her geworfen, so dass an Nachtruhe nicht mehr zu denken war. Also blieben wir beide wach und sprachen uns Mut zu.
Die Situation verbesserte sich nicht. Im Gegenteil: um 4 Uhr entdeckten wir plötzlich etwas ganz Grosses auf dem Radar. Ueli erkannte das Teil als eine Gewitterzelle, die aber an uns vorbeigezogen ist. Trotzdem haben wir vorsorglich das Ölzeug angezogen. Und tatsächlich wurden wir dann 30 Minuten später von der nächsten Zelle getroffen. Kann  es noch schlimmer kommen?

Durch das hohe Tempo tauchte dann Menorca auch etwas zu früh auf. Ein direktes Einfahren in den Hafen von Mahon noch in der Dunkelheit wollten wir nicht wagen. Also liefen wir auf die südöstliche Landspitze von Menorca zu. Dort angekommen, nahmen wir das Gross runter und starteten den Motor um gegen den Wind die Hafeneinfahrt Mahon anzusteuern. In den riesigen Wellen machten wir kaum 3 Knoten Fahrt. Dafür verschwanden dann die Gewitterwolken und um 06.45 Uhr zeigte sich die Sonne wieder. Darauf hatten wir sehnsüchtig gewartet. Wir konnten nun also bei bester Sicht zu unser Ankerbucht im Naturhafen von Mahon motoren. Um ca. 08 Uhr liessen wir den Anker fallen. Wir hatten es geschafft! Wir waren zwar beide ziemlich müde, aber auch irgendwie stolz auf uns und unser Boot. Die Harmonie hatte einwandfrei funktioniert. Unser Log zeigte 258 Seemeilen. Die Fahrt hatte 43 Stunden gedauert. Insgesamt sind wir 152 Seemeilen am Stück mit einem Durchschnitt von weit über 7 Knoten gesegelt.