Aufgrund der Erfahrungen anderer Aluminium-Bootsbesitzer haben wir uns frühzeitig entschieden, die Harmonie nach Frankreich zurück zu bringen und sie dort zu verkaufen. Trotzdem haben wir bereits Ende Februar ein Inserat über einen spezialisierten französischen Broker aufgeschaltet. Innerhalb weniger Tage waren wir in Kontakt mit mehr als einem Duzend potenzieller Käufer. Einige wollten zwecks Besichtigung sogar nach Martinique fliegen. Aber zum gleichen Zeitpunkt kam der Lockdown und machte diese Pläne zunichte. Also vertrösteten wir die Interessenten auf unsere für Ende Mai geplante Ankunft in Port Napoleon. Aber durch den um Monate verzögerten Transport stand die Harmonie erst Mitte Juli, also mitten in der Saison für Besichtigungen in Frankreich bereit. Keiner der ursprünglich über 40 Interessenten wollte uns da noch besuchen, und wir rechneten bereits damit, dass die Yacht über den folgenden Winter an Land stehen würde und der Verkauf erst wieder im 2022 angegangen werden kann.
Donnerstag, 11. August 2022
Das Ende des Projekts Harmonie
Die lange Reise nach Europa in den Heimathafen Port Napoleon
Kaum in der Schweiz angekommen, mussten wir bereits wieder ins Flugzeug Richtung Teneriffa einsteigen. Denn am 19. Mai war die Schlüsselübergabe von unserem Haus. Die ehemaligen Besitzer haben wir noch verabschiedet. Sie ziehen nun aufs spanische Festland. Die zwei Nächte bis zur Übergabe durften wir bei unseren Schweizer Freunden in Puerto de la Cruz übernachten. Aber dann wurden gleichentags alle Betten und Salonmöbel geliefert. Bis zum Abholtermin der Harmonie hatten wir nun ein paar Wochen Zeit, das Notwendigste für das Haus einzukaufen. Wir mussten ja wieder komplett von vorne anfangen mit einrichten.
Am 6. Juli flogen wir dann via Madrid nach Mailand und dann ging's mit dem Zug nach Genua. Die genaue Ankunftszeit vom Frachter war noch nicht bekannt, somit hatten wir etwas Zeit, um Genua zu erkunden. Dann zwei Tage später wurde der Ankunftstermin bekanntgegeben. Es sollte Sonntag, der 11. Juli sein. Am Samstag morgen erfuhren wir dann aber, dass das vorgesehene Dock in Genua besetzt sei und deshalb der Ablad in Savona stattfinden würde. Wir müssten um 06.00 Uhr am Quai sein. Toll, wir sind ja flexibel. Schnell haben wir eine Unterkunft in der Nähe vom Quai in Savona gebucht und sind mit dem Zug nach Savona gefahren. Am 11. Juli um 06.00 Uhr durften wir die Harmonie endlich dort abholen. Wir waren erstaunt, dass die Harmonie wider Erwarten nicht so schmutzig war. Das Grosssegel im Lazybag haben die Leute in Martinique mit Folie eingepackt. Die Vorsegel hatten wir in Le Marin schon abmontiert. Wir mussten uns noch gedulden, bis die Taucher die Stützen unter dem Rumpf entfernt hatten, dann durften wir den Motor starten. Alles funktionierte. Nach ein paar Minuten bekamen wir bereits das Ok, um rückwärts aus dem Ladebereich rauszufahren. Aber eine grössere Motoryacht hinter uns konnte ihre Motoren nicht starten und musste zuerst abgeschleppt werden. Das ging aber alles sehr speditiv. Danach konnten wir ohne Mühe aus dem Frachter hinausfahren und uns direkt auf den Weg nach Loano machen. Wir hatten dort in der Marina einen Platz reserviert, um die Harmonie bereit zu machen. Hier in Loano haben wir dann die Yacht gesäubert, die Vorsegel montiert, aufmunitioniert mit Lebensmitteln und Getränken und nach zwei Tagen unsere letzte Reise mit der Harmonie begonnen. Die erste Nacht haben wir in einer Bucht bei Nizza vor Anker verbracht. Danach sind wir weiter entlang der Côte d´Azur bis in die grosse Bucht von St. Tropez. Vor Port Crimaud ankerten wir ein weiteres Mal. Zur selben Zeit waren die Festspiele von Cannes. Daher war es auch schwierig, irgendwo einen vernünftigen Ankerplatz zu finden. Vor St.Tropez haben viele Mega-Yachten geankert. Die grösste Yacht vor Ort war das Segelschiff A des russischen Milliardärs Andrei Melnitschenko. Mit einer Länge von knapp 143 Metern ist sie aktuell die grösste Segelyacht der Welt. Wir hatten dieses Schiff auch schon in St. Martin gesichtet. Hier mussten wir ein paar Tagen abwarten, weil wir ab Hyères in 40kn Mistral reingeraten wären. Aber am Sonntag beruhigte sich die Lage und wir konnten über Nacht die letzte Etappe nach Port Napoleon angehen. Montag frühmorgens haben wir in Port de Bouc im Golf de Fos noch einmal den Dieseltank gefüllt. Dann endlich folgte die lange und letzte Einfahrt durch den Kanal zur Marina Port Napoleon.
Zurück in die Karibik Januar 2021
Nachdem wir die Festtage mit unserer Familie und Freunden verbracht hatten, verabschiedeten wir uns am 5. Januar 2021 von all unseren Lieben und sind nach Paris geflogen. Dort mussten wir noch zwei Mal übernachten, bevor wir den Weiterflug nach Martinique antreten konnten. Für den Flug nach Martinique benötigten wir einen Anti-Gen Test. Diesen konnten wir mit Voranmeldung am Flughafen in Orly kostenlos machen lassen. Am 7. Januar 2021 verliessen wir das kalte und nasse Paris. Am Flughafen in Fort-de France auf Martinique wurden wir schon von unserem mittlerweile guten Freund Simon von der Autovermietung mit unserem Mietwagen erwartet. Im Abendstau sind wir zu unserem Airbnb gefahren, das ganz in der Nähe der Marina war. Am nächsten Tag sind wir sofort in die Werft Carenantilles gefahren zur Harmonie. Sieben Monate stand unser Schiff auf dem Trockenen und wir waren sehr gespannt, wie es der Harmonie ergangen ist. Das Schiff war in sehr gutem Zustand. Keine Feuchtigkeit im Cockpit und das Deck war auch nicht sehr schmutzig. Nach kurzem Anschleifen wurde das Unterwasser noch neu mit Antifouling Farbe gestrichen. Ein fälliger Motorenservice wurde in dieser Zeit auch noch erledigt.
Nach dem Einwassern sind wir in die Bucht von Sainte Anne gefahren. Hier am Anker haben wir die Vorsegel wieder montiert. Da wir allerdings immer sehr lebhaften Wind hatten, war die Montage nur am frühen Morgen ab 05.00 Uhr bei wenig Wind möglich. Das Grosssegel hatten wir bereits in der Marina montiert. Wir mussten noch beim Rigger vorbei, um die Vorstage neu zu trimmen. Danach sind wir wieder zurück zur Ankerbucht. Unterdessen sind befreundete Schweizer von Grenada in Martinique eingetroffen: Beat mit dem Segelschiff “Anita“ und Claude und Theres von der “Swiss Lady“. Zusammen haben wir uns ein Mietauto für einen Monat gemietet und jeder konnte es benutzen für Einkäufe oder Ausflüge an Land. Doch im März stufte die Préfecture Martinique als Corona-Hochinzidenzgebiet ein. Zuerst folgte eine Ausgangssperre vom 22.00 bis 05.00 Uhr und später befanden wir uns dann in einem Lockdown. Bewegungen weiter als 10 Kilometer vom eigenen Schiff (oder Wohnort) aus, waren nur mit triftigen Grund gestattet. In öffentlichen Gebäuden musste eine Maske getragen werden. Nur Geschäfte, die lebensnotwendige Waren anbieten, durften offen bleiben. Alles andere wie Restaurants, Coiffeure etc. sowie die Strände waren geschlossen. Flüge von Paris nach Martinique und Guadeloupe für Touristen waren nicht mehr möglich. Ohne Sonderbewilligung konnte man nicht mehr reisen.
Hierzu muss ich noch erwähnen, dass wir ja im Oktober 2020 ein Haus auf Teneriffa gekauft haben. Ueli hatte auch den Rücktransport der Harmonie von Martinique nach Europa (Genua) im Mai organisiert, wie auch die ganzen Verkaufsunterlagen für unser Schiff vorbereitet. Unser Rückflug in die Schweiz am 6. Mai war bereits gebucht.
Da wir uns ja jetzt nicht mehr gross bewegen durften, also nicht mehr nach Guadeloupe etc. segeln konnten, wollten wir aber auch nicht mehr unbedingt in die verschiedenen Ankerbuchten um Martinique herum segeln. Mittlerweile kannten wir die Ankerplätze fast auswendig und an Land machte es auch keinen Spass so ohne Restaurantbesuche oder Sundownerbars. Der Ankerplatz in Sainte Anne war ok für uns und praktisch, um die Harmonie für den Rücktransport vorzubereiten.
Geplant, und vertraglich auch so abgemacht, war der Schiffsverlad per Ende April/anfangs Mai vorgesehen. Aber die Transportfirma hat uns gegen alle Abmachungen auf einen Mai-Transport gebucht, obschon auch Ende April ein Transport stattfand. Ein kurzfristiges Umbuchen war unmöglich. Also flogen wir am 6. Mai mit ungutem Gefühl weg, ohne ein verlässliches Verladedatum zu haben. Das zwang uns dazu, die Harmonie in der Marina stehen zu lassen und jemanden zu finden, der unsere Yacht dann zum Cargoschiff bringen wird. Auch das Marina-Office war nicht gerade glücklich, keine verbindlichen Daten zu haben.
Freitag, 16. Oktober 2020
Schweiz-Teneriffa
Von Ende Mai bis Anfang August waren wir in der Schweiz zu Besuch. Für Wohnung resp. Zimmer und Auto war gesorgt. Bei meiner jüngeren Tochter konnten wir dank dem fertig gewordenen Anbau ein Zimmer beziehen. Unser Freund Dejan stellte uns ein Auto zur Verfügung. Somit konnten wir Familie im Bernbiet, Baselbiet und diverse Freunde besuchen. Ausflüge in die Bergen und ein Trip nach Deutschland stand auch auf dem Plan.
Am 03. August ging die Reise weiter nach Teneriffa. Aktuell bleiben wir hier bis Ende November, dann fliegen wir nochmals zurück in die Schweiz. Nach bald 5 Jahren können wir wieder einmal mit der ganzen Familie Weihnachten feiern. Der Rückflug in die Karibik ist für den 7. Januar 2021 gebucht.
Grüsse aus Teneriffa
Unser nächstes Projekt !
Dienstag, 13. Oktober 2020
Antigua-Martinique
Unser Rückflug in die Schweiz war schon gebucht und bestätigt worden. Am 28. Mai sollte der Flug von Martinique nach Paris und dann über Frankfurt in die Schweiz führen. Direktflüge von Paris nach Zürich gab es wegen der Pandemie nicht mehr. Das Auswassern der Harmonie sollte gemäss Plan am 26. Mai statt finden. Nun, so einfach wie hier beschrieben war es aber nicht.
Zuerst musste Ueli sich durch viel Papierkram, Emails etc. kämpfen. Die französische Küstenwache wollte uns nicht nach Martinique einreisen lassen, da wir nicht EU-Mitglied sind. Nach mehreren Interventionen bekamen wir schliesslich die Bewilligung. Wir dürfen nicht vor dem 13. Mai einreisen und müssen dann bis zum Krantermin am 26. Mai auf dem Boot in Quarantäne verbleiben.
Schlussendlich (mit Vollverpflegung für die 14 Tage Quarantäne in Martinique), verliessen wir dann Antiqua und segelten über Nacht die 180 Seemeilen direkt nach Martinique. Es waren ruppige 24 Stunden. Ab Mitternacht kämpften wir mit mindestens 3m hohen Wellen und um die 30 Knoten Wind. In einer Nacht ohne Mond sieht man wenig, aber die Geräuschkulisse ist beeindruckend: Das Pfeifen des Windes oder das heftige Krachen, wenn das Boot ab und zu in eine Welle einsticht und grünes Wasser über Deck kommt. Aber die Harmonie ist stark.
Kaum auf der Höhe von Fort-de-France angekommen, wurden wir von der Coast Guard abgefangen. Es war ziemlich unheimlich, das ca. 35m grosse Motorschiff so nahe an der Harmonie zu sehen. Ueli war über Funk mit ihnen in Kontakt und ich musste die Harmonie am Standort bei ziemlich viel Wellengang halten. Nach kurzer Abklärung mit der Crossag (französische Küstenwache) durften wir dann weiter zu unserem Quarantäneplatz segeln.
In St. Anne suchten wir uns einen guten Ankerplatz im hinteren Teil des Feldes. So, eine weitere Hürde geschafft. Die kommenden 14 Tage hatten wir genug Zeit, um das Schiff für das Trockenlager vorzubereiten. Alle Segeln mussten runter und verstaut werden. Sämtliche Leinen, Schotten, etc. wurden vom Salzwasser gereinigt, aufgeschlagen und gestaut. Der Wassermacher wurde konserviert, der Aussenborder gespült, geschmiert und gelagert, und, und, und…
Am 26. Mai wurde die Harmonie dann ausgewassert und erst einmal auf einem provisorischen Platz abgestellt. Sie wird erst nach unserer Abreise auf ihren definitiven Platz kommen. Aber die Werft in Le Marin macht einen guten Eindruck. Das wird schon alles gut kommen.
Überfahrt Antigua nach Martinique
Alle Segel sind abmontiert