Freitag, 22. Juli 2016

Montag, 18. Juli 2016

Für den Nachtschlag nach Korsika haben wir uns gut vorbereitet. Der Plan für die Nachtwache war erstellt. Wir wollten uns alle drei Stunden abwechseln. Das Nachtessen haben wir bereits um 17 Uhr eingenommen. Dann wurde alles verstaut, das herumfliegen könnte. Der angesagte Wind wird uns einen Kurs ziemlich hart am Wind aufzwingen. Um 17.30 Uhr sind wir unter Motor aus der Bucht von Ile St-Honorat gefahren. Kurz danach haben wir Volltuch gesetzt. Mit über 100m2 Segel fliegt die Harmonie hart am Wind Richtung Korsika. Gegen 21 Uhr erreichte der Wind langsam die 20Kn-Grenze. Deshalb banden wir das 1. Reff ein und wechselten von der Solent auf die Trinquette. Mit 35m2 weniger Tuch machten wir immer noch über 8 Knoten und die Schräglage blieb für mich beeindruckend. Immer wieder trafen seitliche Wellen das Schiff so, dass wir im Cockpit geduscht wurden.
Als es eindunkelte, holte ich mir eine Jacke aus dem Salon. Das Anziehen erforderte akrobatische Übungen. Durch die Seitenfenster konnte ich nur noch Wasser sehen in dieser Schräglage.

Dann etwa um 21.30 Uhr löste der Autopilot Alarm aus und gab seinen Dienst auf. Wir gönnten ihm eine halbe Stunde Erholungszeit bevor wir ihn wieder einschalteten. Dann arbeitete er wieder 5 Minuten lang um dann gleich wieder den Dienst zu quittieren. Dann sind auch noch alle Instrumente ausgefallen: keine Windanzeige, keine Tiefenmessung, keine Geschwindigkeit. Alle Versuche, das Problem zu beheben, scheiterten. Und wir hatten immer noch über 65 Seemeilen vor uns.
Wir entschieden uns, die Schicht auf eine Stunde zu reduzieren. Eine mühsame und lange Nacht lag vor uns. Immerhin begleitete uns der sehr helle Mond fast die ganze Nacht über. Um etwa 03.30 Uhr gab dann der Wind etwas ab und wir mussten den Motor zur Unterstützung einschalten. Die Segel blieben noch gesetzt. Erst etwa um 07.30 Uhr nahmen wir die Segel runter. Der schwache Wind stand uns mittlerweile exakt auf der Nase. 
Gegen 10.00 Uhr sind wir dann endlich in Calvi, im NW von Korsika eingetroffen. Vorerst haben wir die Harmonie an einer Boje ausserhalb des Hafens festgemacht und wollten danach eine Runde gut schlafen. Doch da war ja noch das Problem mit den Instrumenten und dem Autopiloten. Diese Sorgen werden wir nicht einfach los. Also setzten wir unser Dinghi ins Wasser und fuhren in den Hafen um dort einen Elektriker zu suchen.
Ich wartete an der Hafenmole bis Ueli mit einer Telefonnummer auf einem Zettel wieder zurück kam. Der Anruf bei der Werft versprach eine Lösung am nächsten Morgen. Aber wir mussten in Calvi in der Marina einen Hafenplatz ergattern. Am Funk hatten wir bereits mitgehört, wie einige Yachten erfolglos versucht hatten, in die Marina rein zu kommen. Also fuhren wir mit dem Dinghi noch einmal in die Marina und suchten die Capitanerie auf, um einen Platz für den Folgetag zu reservieren. Sie machen in Calvi aber keine Reservierungen. Man kann ab 09.00 Uhr auf Kanal 9 höflich anfragen. Das haben wir am nächsten Morgen auch getan, wurden aber vertröstet. Wir sollen uns um 11.00 Uhr noch einmal melden. 
Dank unserem Hubkiel und dem dadurch geringen Tiefgang sowie etwas Nachhilfe (!) haben wir dann doch relativ rasch einen Platz im Fischereihafen bekommen.
Jetzt also rasch die Werft anrufen und den Elektriker kommen lassen. Der kam auch umgehend, aber es stellte sich heraus, dass er Mechaniker und nicht Elektriker war. Dennoch hat er - allerdings eher zufällig - einen Wackelkontakt an einer Kabelverbindung am Rechner des Autopiloten gefunden. Und siehe da, die Instrumenten waren wieder da. 
Dummerweise hatte er aber die Lötstellen am Hauptschalter für den Autopiloten bereits gelöst. Mit den ihm zur Verfügung stehenden Utensilien war er aber nicht mehr in der Lage, diese Verbindungen wieder zur verlöten. Ein weiterer Anruf an die Werft wurde nötig. Um 18.00 Uhr erschien dann doch noch ein richtiger Elektriker, der uns die Lötstellen wenigstens provisorisch wieder machen konnte. Wir waren beide sichtlich erleichtert, als alles wieder richtig funktionierte. Dieser Vorfall hat unsere  Nerven und unseren Geldbeutel ziemlich beansprucht. Am Abend haben wir uns dann aber bei einem feinen Fisch endgültig beruhigt.

Mittwoch sind wir bereits frühmorgens aus dem Hafen gefahren und haben in der Bucht westlich der Marina geankert. Wir wollten diesen Tag zum relaxen und planen verbringen.